Arbeitgeberbewertung, Job, Beurteilung, Wertschätzung

SCHLECHTE ARBEITGEBERBEWERTUNG IM NETZ: WAS TUN?

Manche Arbeitgeberbewertung bei Kununu, Xing, meinchef.de und Co. ist recht abenteuerlich: „Arbeiten Sie bloß nicht in dieser Firma!“ oder „Der Laden ist eine Katastrophe“ ist dort zu lesen. Potenzielle Bewerber lassen sich von solchen öffentlichen Urteilen abschrecken. Und die Unternehmen sind den Bloßstellungen und Verleumdungen hilflos ausgeliefert.

Denken Sie vielleicht. Sie können durchaus daran arbeiten.

Nähren statt sättigen

Nehmen wir an, Ihre Kantine – oder wie es neudeutsch heißt: das Betriebsrestaurant – wurde schlecht bewertet. Das liegt vielleicht gar nicht am Essen, sondern daran, dass Ihre Mitarbeiter lediglich satt werden und die Speisen nur das Mittagsloch im Magen füllen – mehr jedoch nicht. Wirklich genährt werden Ihre Mitarbeiter allerdings nicht. Sie haben richtig gehört. Egal, wie groß die Portionen auch sind, sie werden lediglich gesättigt. Diese Weisheit ist schon in der Bibel enthalten: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“.

Damit Ihre Mitarbeiter gut genährt werden und ausreichend Energie für die Arbeit haben, braucht es Nahrung für Körper und Geist. Neben der reinen Mahlzeit erreichen Sie dies: durch Aufmerksamkeit und Freundlichkeit beim Kantinenpersonal, durch ein Wohlfühlambiente im Speiseraum, durch Abwechslung bei den Gerichten und und und. Gehen Sie einfach mal von sich selbst aus: In welchem Restaurant fühlen Sie sich wohl, wo gehen Sie gerne hin und positiv gestimmt wieder nach Hause? Genau: in einem, in dem alles rundum passt. Das ist in Kantinen nicht anders.

Positive Arbeitgeberbewertung in allen Bereichen

Aber auch außerhalb der Kantine benötigen Mitarbeiter echte Nahrung. Und damit meine ich nicht unbedingt, dass Sie Obst, Schnittchen, Wasser und Kaffee bereitstellen – auch wenn das genauso zum Wohlfühlen der Mitarbeiter beiträgt und geistige Arbeit auch viel Wasser benötigt, um die Synapsen im Gehirn zu verbinden. Vielmehr geht es mir darum, dass die Stimmung in einem Unternehmen auch zur Nahrung zählt.

Wir erleben es in unseren Trainings immer wieder, dass eigentlich alles passt und die Mitarbeiter trotzdem unzufrieden sind. Wenn sie jedoch eine andere Perspektive einnehmen, stellt sich heraus, dass etwas an dieser Stelle fehlt. Zum Beispiel Freundlichkeit im Team, Aufmerksamkeit vom Chef, gegenseitige Wertschätzung oder etwa Pausenräumlichkeiten, in denen Erholung stattfinden kann.

Unabdingbar ist es, dass die Unternehmen und Führungskräfte genauer hinschauen und an dieser Stelle Abhilfe schaffen, wo etwas fehlt. Denn genau daraus resultieren oft negative Arbeitgeberbewertungen.

Sicher steckt hinter Reibereien auch mal ein echter Konflikt oder das Essen der Kantine ist tatsächlich nicht sehr schmackhaft. Doch ich habe die Erfahrung gemacht, dass schon kleine Aufmerksamkeiten zur Veränderung beitragen können.

Mitarbeiter sind Menschen

Zum Beispiel habe ich mit einer Führungskraft gesprochen, die mir berichtete, dass sie mehrere schlechte Beurteilungen von ihren Mitarbeitern bekommen hätte und sich gar nicht erklären könne, woher diese Einschätzung käme. Ich fragte nur: Gratulieren Sie Ihren Mitarbeitern zum Geburtstag? Wissen Sie etwas aus dem Privatleben Ihrer Mitarbeiter? Beides beantwortete sie mit „nein“.

Und genau hier liegt ein kleiner, aber immens wichtiger Aspekt des Nährenden: Ihre Mitarbeiter sind wie Sie auch Menschen. Menschen, die ein Privatleben, Bedürfnisse und Gefühle haben. Lassen Sie diese aus dem Arbeitsleben außen vor, entsteht Unzufriedenheit.

Die Führungskraft ließ die Sekretärin anschließend eine Geburtstagsliste erstellen, erkundigte sich immer wieder, wie es den Mitarbeitern geht, und zeigte echtes Interesse an den Menschen hinter dem Controller, dem BWLer und dem Personaler. Die nächste Beurteilung fiel deutlich positiver aus.

Probieren Sie es doch auch mal aus: Für Sie und Ihre Mitarbeiter. Und bitte nicht nur, um mehr positive Arbeitgeberbewertungen oder eine tolle Beurteilung abzustauben, sondern damit Ihre Mitarbeiter und Sie wirklich genährt werden. Denn dann gehen sie deutlich lieber zur Arbeit und haben mehr Energie für ihre Aufgaben.

Gerlinde Fink
gerlinde.fink@evoleo.de
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